Auch in den Fällen politischer Torheit, die sie ausgewählt hat und deren
Folgen sie beschreibt, fühlt sich der Leser einbezogen und betroffen. Auch
wenn die Geschichte vom Trojanischen Pferd jeder historischen Grundlage
entbehrt, wird in deren Wiedergabe deutlich, welche katastrophalen weit
reichenden Folgen ein solches Fehlverhalten etwa in unserer Zeit gehabt
hätte. Wie das Fehlverhalten und die Inkompetenz, die Machtgier und Verderbtheit
zahlreicher Renaissancepäpste schließlich zur Spaltung der Christenheit
und zahllosen blutigen Kriegen führten, beschreibt Tuchman im folgenden
Kapitel. Sie schildert, wie die Päpste die Anschauungen und den Lebensstil
der >>räuberischen Fürsten<< der italienischen Stadtstaaten der Epoche
übernahmen, deren Habgier und Verschwendungssucht nacheiferten und alle
Rufe nach Reform der Kirche überhörten. Sixtus IV. (1414-84) aus der Familie
della Rovere war ein >>herrschsüchtiger, unerbittlicher Charakter<<, wie
Tuchman schreibt, der während seiner Amtszeit nur ein Ziel hatte: sich
und seine Familie zu bereichern. Innozenz VIII. (1432-92) gelangte nur
durch einen Zufall auf den Papstthron. Der Charakter Alexanders VI. (1431?-1503)
wird als verderbt beschrieben. Dieser aus der Borgia-Familie stammende
Papst hatte zahlreiche Mätressen und sieben Kinder und hatte seine Papstwürde
durch Bestechung erlangt. Sein Sinnen richtete sich mehr auf die Politik
als die Religion, und auch er verwandte keinen Gedanken an notwendige Reformen.
Auch Julius II. (1443-1513) war mehr Machtpolitiker als geistlicher Vater,
selbstherrlich und unerbittlich. Papst Leo X. (1475-1521), ein Medici,
war zu sehr damit beschäftigt, seine Macht und seine Stellung zu genießen,
als sich wichtigeren Aufgaben zu widmen. Klemens VII. (1478-1534) wurde
ein Opfer der politischen Verhältnisse und seiner Unentschlossenheit. Als
er Frankreich und Habsburg-Spanien gegeneinander ausspielen wollte, verscherzte
er es sich mit beiden Mächten. Unter seiner Ägide kam es 1527 zum Sacco
di Roma, der Plünderung und blutgierigen Zerstörung Roms. In einem weiteren
Kapitel untersucht Tuchman, wie es dazu kam, dass Großbritannien seine
Kolonie in Nordamerika verlor. Sie beschreibt die politische Situation
in Großbritannien, wo die herrschenden Kreise mit Arroganz und ohne jeglichen
politischen Weitblick agierten und einen ganzen Kontinent wegen ihrer Rechthaberei
verloren. Im letzten Kapitel liefert Tuchman eine hervorragende Zusammenfassung
der Entwicklung des Vietnamkrieges. Immer wieder hatten Berater davor gewarnt,
sich in diesem Teil der Welt politisch und militärisch zu verstricken,
zumal die USA in Asien als Befürworter der Unabhängigkeit der Völker geachtet
waren; dennoch ließen sie sich zu einem militärischen Eingreifen bewegen.
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