Produktbeschreibung
Das Stück, eine Parabel, zeigt am Einzelfall des Mädchens Shen Te das allgemeine Gesetz dieser Welt auf, daß es unmöglich ist, »gut zu sein und doch zu leben«. Drei Götter durchwandern die Welt auf der Suche nach einem guten Menschen. Sie wollen das Gerücht Lügen strafen, wonach die wirtschaftlichen Bedingungen auf Erden zu unerträglich seien, als daß die Menschen die Gebote der Götter zu befolgen vermöchten.
Zusammenfassung
Der gute Mensch von Sezuan wurde in den Jahren 1938 bis
1940 in der Emigration geschrieben und am 4.2.1943 in Zürich
uraufgeführt. Das Stück, eine Parabel, zeigt am Einzelfall
des Mädchens Shen Te das allgemeine Gesetz dieser Welt auf,
daß es unmöglich ist, »gut zu sein und doch zu
leben«. Drei Götter durchwandern die Welt auf der Suche
nach einem guten Menschen. Sie wollen das Gerücht Lügen
strafen, wonach die wirtschaftlichen Bedingungen auf Erden zu
unerträglich seien, als daß die Menschen die Gebote
der Götter zu befolgen vermöchten.
»Bertolt Brechts geschlossenstes Stück ist wohl Der
gute Mensch von Sezuan.« Siegfried Melcbinger
Leseprobe
Vorspiel
Eine Straße in der Hauptstadt von Sezuan
Es ist Abend. Wang, der Wasserverkäufer, stellt sich dem
Publikum vor.
WANG
Ich bin Wasserverkäufer hier in der Hauptstadt von Sezuan.
Mein Geschäft ist mühselig. Wenn es wenig Wasser gibt,
muß ich weit danach laufen. Und gibt es viel, bin ich ohne
Verdienst. Aber in unserer Provinz herrscht überhaupt große
Armut. Es heißt allgemein, daß uns nur noch die Götter
helfen können. Zu meiner unaussprechlichen Freude erfahre
ich von einem Vieheinkäufer, der viel herumkommt, daß
einige der höchsten Götter schon unterwegs sind und
auch hier in Sezuan erwartet werden dürfen. Der Himmel soll
sehr beunruhigt sein wegen der vielen Klagen, die zu ihm aufsteigen.
Seit drei Tagen warte ich hier am Eingang der Stadt, besonders
gegen Abend, damit ich sie als erster begrüßen kann.
Später hätte ich ja dazu wohl kaum mehr Gelegenheit,
sie werden von Hochgestellten umgeben sein und überhaupt
stark überlaufen werden. Wenn ich sie nur erkenne! Sie müssen
ja nicht zusammen kommen. Vielleicht kommen sie einzeln, damit
sie nicht so auffallen. Die dort können es nicht sein, die
kommen von der Arbeit. Er betrachtet vorübergehende Arbeiter.
Ihre Schultern sind ganz eingedrückt vom Lastentragen. Der
dort ist auch ganz unmöglich ein Gott, er hat Tinte an den
Fingern. Das ist höchstens ein Büroangestellter in einer
Zementfabrik. Nicht einmal diese Herren dort - zwei Herren geben
vorüber - kommen mir wie Götter vor, sie haben einen
brutalen Ausdruck wie Leute, die viel prügeln, und das haben
die Götter nicht nötig. ...
Autoreninfo
Bertolt Brecht lebte von 1898 bis 1956. Mit seiner Lyrik und seiner Theaterarbeit nimmt er eine herausragende Stellung in der deutschen Literaturgeschichte ein. Wie bei kaum einem anderen finden sich in seiner Person der Theatertheoretiker, -autor und -macher vereinigt.