Produktbeschreibung
Zwei Jungen wachsen im selben Haus auf und gehen in die selbe Schulklasse.
Jeder wird als einziges Kind von verständnis- und liebevollen Eltern erzogen.
Selbstverständlich werden sie gute Freunde und jeder ist in der Familie
des anderen daheim. Doch Friedrich Schneider ist Jude und allmählich wirft
der Nationalsozialismus seine Schatten über ihn. Langsam gleitet die Geschichte
aus der heilen Kinderwelt in ein unfassbares Dunkel.
Leseprobe
Reibekuchen
Mutter und ich saßen noch beim Frühstück, als
Frau Schneider klingelte. Sie mußte im Rathaus vorsprechen.
Während dieser Zeit wollte sie Friedrich nicht allein in
der Wohnung lassen, und mitnehmen mochte sie ihn auch nicht.
Sie fragte an, ob er zu uns kommen dürfe.
»Bringen Sie ihn nur«, sagte meine Mutter, »dann
können die beiden hier miteinander spielen.«
Eine halbe Stunde später stand Friedrich in der Tür.
Wir kannten uns, wir hatten schon miteinander gezankt, aber obgleich
er nun schon vier Jahre über uns lebte, war Friedrich noch
nie in unserer Wohnung zu Besuch gewesen.
Breitbeinig stellte ich mich vor das Zimmer, in dem meine Spielsachen
lagen. Die Ermahnungen meiner Mutter halfen nichts; ich wich
nicht von der Stelle. Feindselig betrachtete ich Friedrich: Ich
wollte meine Spielsachen nicht mit ihm teilen.
Friedrich schaute mich an, dann hockte er sich mit dem Rücken
gegen die Flurtür. Aus der Hosentasche zog er ein spannenlanges
Aststückchen. »Mein Vater war im Schwarzwald«,
sagte er, »von dort hat er mir die Flöte mitgebracht.
Es ist eine Kuckucksflöte!« Friedrich setzte die Flöte
an und blies einmal »Kuckuck«. Darauf nahm er sie wieder
aus dem Munde und lachte mich an. Dann wiederholte er das Spiel.
Jedesmal, wenn Friedrich sein »Kuckuck« blies, rückte
ich einen Schritt näher, bis ich dicht vor ihm stand.
Friedrich lachte wieder und drückte mir die Kuckucksflöte
in die Hand.
Zunächst verstand ich nichts. Stumm und dumm starrte ich
Friedrich an. Dann begriff ich...
Autoreninfo
Dr. Hans Peter Richter, geboren 1925 in Köln, arbeitete vorwiegend wissenschaftlich. Dabei hat er zahlreiche Bücher für Erwachsene, Jugendliche und Kinder geschrieben und herausgegeben. Zweimal erhielt er für seine Arbeiten ein Stipendium an der Cite Internationale des Arts in Paris. Der Autor starb im November 1993.
"Damals war Friedrich" wurde mit dem Mildred-Batchelder-Award der American Library Association für das beste in Amerika veröffentlichte Jugendbuch eines nicht-amerikanischen Autors ausgezeichnet, dem Sebaldus-Jugendbuchpreis und dem Woodward-School-Book-Award.