Produktbeschreibung
Nachtasyl war Gorkis größter Bühnenerfolg
in Rußland und seit der ersten Inszenierung Max Reinhardts
1903 auch in Deutschland. Es ist bis heute das meistgespielte
seiner Stücke geblieben. »Das Nachtasyl bedeutet
den Höhepunkt seines dramatischen Schaffens. Als Dichter
des Nachtasyl ist Gorki dem Publikum vor allem ans Herz
gewachsen« (A. Scholz).
Leseprobe
Ein höhlenartiger Kellerraum
Die massive, schwere Deckenwölbung ist von Rauch geschwärzt,
ihr Kalkbewurf abgefallen. Das Licht fällt vom Zuschauer
her auf die Bühne, von oben nach unten, durch ein quadratisches
Fenster auf der rechten Seite. Die rechte Ecke wird von Pepels
Kammer eingenommen, die durch dünne Scheidewände von
dem übrigen Raum abgetrennt ist; neben der Tür, die
in diese Kammer fährt, befindet sich Bubnows Pritsche. In
der linken Ecke ein großer russischer Ofen; in der linken,
massiven Wand die Tür zur Küche, in welcher Kwaschnaj,
der Baron und Nastja wohnen. Zwischen dem Ofen und der Tür
an der Wanda ein breites Bett, das ein unsauberer Kattunvorhang
verbirgt. Überall an den Wänden Pritschen. Im Vordergrund
an der Wand links ein Holzklotz mit einem Schraubstock und einem
kleinen Amboß, die beide an dem Klotz befestigt sind; vor
diesem ein zweiter, kleinerer Holzklotz, auf dem Kleschtsch vor
dem Amboß sitzt. Er hat ein paar alte Schlösser in
Arbeit, in die er Schlüssel einpaßt. Zu seinen Füßen
zwei große Bunde verschiedener Schlüssel, die auf Drahtringe
aufgereiht sind, ein verbogener blecherner Samowar, ein Hammer,
Feilen. In der Mitte des Raumes ein großer Tisch, zwei Bänke,
ein Taburett, alles ohne Anstrich und unsauber. Am Tische Kwaschnja,
die sich am Samowar zu schaffen macht und die Wirtin spielt, ferner
der Baron, der an einem Stück Schwarzbrot kaut, und Nastja,
die auf dem Taburett sitzt, sich mit den Ellbogen auf den Tisch
stutzt und in einem zerfetzten Buche liest. Auf dem Bett, hinter
dem Vorhang, liegt Anna, die man häufig husten hört.
Bubnow sitzt auf seiner Pritsche, mißt auf einer Holzform
für Mützen, die er zwischen den Knien hält, ein
Paar alte, zertrennte Beinkleider ab und überlegt, wie er
sie zu Mützen zuschneiden soll. ...