Produktbeschreibung
Gabriel García Mßrquez erzählt in seinem neuen Buch Zwölf Geschichten aus der Fremde von Lateinamerikanern in Europa. Ob es nun die fromme alte Pilgerin in Rom ist, der gestürzte Präsident in Genf, der todunglückliche junge Hochzeitsreisende in Paris, der Autor selbst in einem Schloß in Arezzo - ihnen allen widerfährt Seltsames oder Unbegreifliches. Mit dem unbestechlichen Sinn für die fremde Herkunft und den Blick des Reisenden, der in der Fremde ist, erleben die Lateinamerikaner wundersam Alltägliches und alttäglich Grauenhaftes.Die Themen der Kurzgeschichten, die alle auf wahren Begebenheiten beruhen, haben Gabriel Garcß Mßrquez über zwanzig Jahre begleitet. In einem nuancenreichen Spiel mit Ort und Zeit hat dabei die Macht der Phantasie eines großen Erzählers die realen Orte des Geschehens verwandelt, und das Alltägliche hat durch die »List der Poesie«, wie der Autor sagt, seinen vergänglichen Charakter verloren. Zwölf Geschichten aus der Fremde, in Gabriel Garcia Mßrquez' unverwechselbaren Stil geschrieben, sind Kabinettstücke des Erzählens.
Kritik
"Daß sich unter den Geschichten Juwelen der Erzählkunst finden, versteht sich bei Garcia Marquez, diesem Günstling der Dichtergötter, fast von selbst."
(Frankfurter Allgemeine Zeitung)
Leseprobe
DIE ZWÖLF GESCHICHTEN dieses Buches wurden im Laufe der letzten
achtzehn Jahre geschrieben. Fünf von ihnen waren Zeitungsbeiträge
und Filmskripts, bevor sie ihre jetzige Form erhielten, eine diente
als Exposé für eine Fernsehserie. Eine andere habe
ich vor fünfzehn Jahren bei einem Tonbandinterview erzählt,
der Freund, dem ich sie erzählte, hat eine Transkription
veröffentlicht, und ich habe sie jetzt, von dieser Fassung
ausgehend, neu erzählt. Das war eine seltsame schöpferische
Erfahrung, die eine Erklärung verdient, und sei es nur, damit
die Kinder, die, wenn sie groß sind, Schriftsteller werden
wollen, gleich wissen, wie unstillbar und verzehrend das Laster
des Schreibens ist.
Die erste Idee dazu kam mir Anfang der siebziger Jahre, als ich
schon fünf Jahre in Barcelona lebte, nach einem erhellenden
Traum. Ich träumte, daß ich auf meinem eigenen Begräbnis
war, ich ging zu Fuß inmitten einer Gruppe von Freunden,
die, obgleich in feierliche Trauer gekleidet, in Festlaune waren.
Alle schienen wir selig über das Wiedersehen. Und ich ganz
besonders, gab mir doch der Tod die willkommene Gelegenheit, mit
meinen Freunden aus Lateinamerika zusammenzusein, den ältesten,
liebsten, die ich am längsten nicht gesehen hatte. Am Ende
der Feier, als sie begannen zu gehen, wollte ich sie begleiten,
aber einer von ihnen machte mir mit entschiedener Strenge klar,
daß für mich das Fest zu Ende sei. »Du bist der
einzige, der nicht gehen kann«, sagte er zu mir. Da erst
begriff ich, Sterben bedeutet, nie wieder mit seinen Freunden
zusammenzusein.
Autoreninfo
Gabriel Garcia Marquez, 1927 in Aracataca, Kolumbien, geboren, arbeitete nach dem Jurastudium zunächst als Journalist. Er hat ein umfangreiches erzählerisches und journalistisches Werk vorgelegt. 1982 erhielt Garcia Marquez den Nobelpreis für Literatur. Er gilt als einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Schriftsteller der Welt.