Produktbeschreibung
Das berühmte "Kleeblatt" kommt einer deutschen Auswandererfamilie zu Hilfe, und bald greifen auch Old Firehand und sein Freund Winnetou ein. Im "Tal des Todes", einem Ort des Grauens, laufen schließlich die Schicksalsfäden derer zusammen, von denen im Band "Der Derwisch" die Rede war. Die vorliegende Erzählung spielt in der ersten Hälfte der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Bearbeitung des 1885/1886 geschriebenen Kolportageromans "Deutsche Herzen - Deutsche Helden". "Im Tal des Todes" ist der zweite Teil einer Trilogie. Teil 1: "Der Derwisch" (Band 61); Teil 3: "Zobeljäger und Kosak" (Band 63). Der Titel ist auch als ebook erhältlich!
Leseprobe
1. EINE SELTSAME PRÄRIE-POST
Einsam und bedächtig ritt ein Mann einem kleinen Bach entgegen,
der von einer fernen Höhe kam. Diese Höhe schien das
Ziel des Reiters zu sein, denn er hob bisweilen den Kopf und suchte
sie mit den Blicken.
Der Mann war nicht mehr jung und hatte jedenfalls die Fünfzig
hinter sich. Sein Gesicht war wetterbraun, und die Augen blickten
hell in die Ferne.
Doch nicht bloß in die Ferne - sie suchten auch rechts und
links die Büsche zu durchdringen. Zuweilen neigte er den
Kopf zur Seite, um auf irgendein Geräusch zu lauschen. In
solchen Augenblicken hielt er das Gewehr schußfertig in
der Hand.
So ritt er langsam weiter. Sein mageres Pferd war ermattet, und
auch er selber schien ermüdet. Eben kam er an einem kleinen
Gebüsch vorüber, und es war ihm, als hätte er darin
ein leises Rascheln vernommen. Er hielt das Pferd an und lauschte
- vergeblich. Eine Täuschung nur. Gleich darauf aber fuhr
er erschrocken zusammen, denn das Gebüsch bewegte sich, und
ein Mann trat heraus, bei dessen Anblick der Gaul sich hoch aufbäumte,
so daß der Reiter Mühe hatte, das Tier zu zügeln.
Der Anblick des Fremden war aber auch seltsam genug.
Unter der wehmütig herabhängenden Krempe eines vorsintflutlichen
Filzhutes blickte zwischen einem Wald von verworrenen Barthaaren
eine Nase von erschreckenden Ausmaßen hervor. Von den übrigen
Gesichtsteilen waren nur die zwei beweglichen, klugen Auglein
zu bemerken, die mit einem Ausdruck von List auf dem Reiter ruhten.
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.