Produktbeschreibung
»Es ist eine hervorragende Arbeit, redlich, positiv und reich«, urteilte S. Fischers Lektor Moritz Heimann nach der Lektüre des Manuskripts über Thomas Manns, ersten Roman, seinen wohl am meisten gelesenen, am meisten verbreiteten. >Verfall einer Familie< - sein Untertitel scheint ihn einzureihen in eine bestimmte Gattung, aber »der Zug zum Satirischen und Grottesken«, der darin steckt, hebt ihn zugleich davon ab, gibt ihm einen eigenen Charakter, eigene Wirkung bis in die Gegenwart. Thomas Mann erzählt nur wenig verschlüsselt die Geschichte seiner Familie und ihrer Stellung in der Vaterstadt Lübeck, soweit er sie nachvollziehen, in Einzelheiten überblicken konnte, ja sogar noch miterlebt hat. Verwandte, Honoratioren und markante Persönlichkeiten seiner Jugend werden integriert. Den meisten Raum nimmt das Leben Thomas Buddenbrooks ein - »ein modernes Heldenleben«; sein Sohn Hanno wird einen langen Strich unter die Genealogie der Familie setzen und sich rechtfertigen mit den Worten: »Ich glaubte ... ich glaubte ... es käme nichts mehr ...« In den mehr als hundert Jahren seit seinem ersten Erscheinen hat der Roman unzählige Menschen in seinen Bann gezogen und hat bis heute nichts an Charme und Aktualität eingebüßt.
Zusammenfassung
Das Buch, von dessen ungewöhnlichem Umfang der Verleger »nicht
gerade sehr entzückt« war, erschien im Oktober 1901
in zwei Bänden mit einer Erstauflage von 1.000 Exemplaren
zum Preis von 12,- Mark (geheftet) und 14,- Mark (gebunden).
Anfang 1903 kam die einhändige Ausgabe mit einer Erstauflage
von 2.000 Exemplaren heraus, zum Preis von 5,- Mark (geheftet)
und 6,- Mark (gebunden). Im Oktober desselben Jahres hatte die
Gesamtauflage bereits 10.000 Exemplare überschritten; 1919
wurden 100.000 Exemplare verkauft, 1929 waren es 185.000 Exemplare.
1929 brachte S. Fischer eine preiswerte Ausgabe für 2,85
Mark mit einer Erstauflage von 150.000 Exemplaren heraus; im gleichen
Jahr folgten 11 weitere Auflagen à 50 000 Exemplare, und
im Dezember 1930 wurde die 1-Million-Grenze der Volksausgabe überschritten.
Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Buddenbrooks
innerhalb der Stockholmer Gesamtausgabe und als preiswerte
Sonderausgabe veröffentlicht.
Erst 1960 erschienen die Buddenbrooks zum ersten Mal als
Taschenbuch bei Fischer in der Reihe Exempla Classica.
1965 wurde der Titel in das allgemeine Programm übernommen.
In den dreißiger Jahren erschienen die Buddenbrooks
bei der Deutschen Buchgemeinschaft; nach 1945 bei sämtlichen
Buchclubs. Es existieren von den Buddenbrooks fremdsprachige
Ausgaben in 32 Ländern, zuletzt in Cuba (1970).
Leseprobe
»Was ist das. - Was - ist das...«
»Je, den Düwel ook, c'est la question, ma très
chère demoiselle!«
Die Konsulin Buddenbrook, neben ihrer Schwiegermutter auf dem
geradlinigen, weiß lackierten und mit einem goldenen Löwenkopf
verzierten Sofa, dessen Polster hellgelb überzogen waren,
warf einen Blick auf ihren Gatten, der in einem Armsessel bei
ihr saß, und kam ihrer kleinen Tochter zu Hilfe, die der
Großvater am Fenster auf den Knieen hielt.
»Tony!« sagte sie, »ich glaube, daß mich
Gott-«
Und die kleine Antonie, achtjährig und zartgebaut, in einem
Kleidchen aus ganz leichter changierender Seide, den hübschen
Blondkopf ein wenig vom Gesichte des Großvaters abgewandt,
blickte aus ihren graublauen Augen angestrengt nachdenkend und
ohne etwas zu sehen ins Zimmer hinein, wiederholte noch einmal:
»Was ist das«, sprach darauf langsam: »Ich glaube,
daß mich Gott«, fügte, während ihr Gesicht
sich aufklärte, rasch hinzu: »- geschaffen hat samt
allen Kreaturen«, war plötzlich auf glatte Bahn geraten
und schnurrte nun, glückstrahlend und unaufhaltsam, den ganzen
Artikel daher, getreu nach dem Katechismus, wie er soeben, anno
1835, unter Genehmigung eines hohen und wohlweisen Senates, neu
revidiert herausgegeben war. Wenn man im Gange war, dachte sie,
war es ein Gefühl, wie wenn man im Winter auf dem kleinen
Handschlitten mit den Brüdern den »Jerusalemsberg«
hinunterfuhr: es vergingen einem geradezu die Gedanken dabei,
und man konnte nicht einhalten, wenn man auch wollte.
Autoreninfo
Thomas Mann wurde 1875 in Lübeck geboren und wohnte seit 1894 in München. 1933 verließ er Deutschland und lebte zuerst in der Schweiz am Zürichsee, dann in den Vereinigten Staaten, wo er 1938 eine Professur an der Universität in Princeton annahm. Später hatte er seinen Wohnsitz in Kalifornien, danach wieder in der Schweiz. Er starb in Zürich am 12. August 1955. 1929 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.