Produktbeschreibung
Goethes Gedichte gehören neben dem Faust zum Lebendigsten seines Werkes. Mit den Gedichten seiner Jugendzeit gab er den Deutschen zum ersten Mal Verse, die nach dem Herzschlag gestaltet zu sein scheinen - Gebilde von bezwingender Sprachkraft. Die Lyrik der späteren Zeit ist weniger vom Ton des Erlebens, des Gefühls und der Stimmung getragen als von dem einer aus Erfahrung gefilterten Welt-Weisheit und einer sich im sprachlichen Maß aufhebenden Leidenschaftlichkeit. Meisterschaft ist die Signatur dieser Lyrik. Die hier vorgelegte Sammlung bietet keine Auswahl im üblichen Sinne. Sie versucht eine Konzentration, die dem Leser das Wesentliche aus Goethes Gedichten vergegenwärtigt.
Inhaltsverzeichnis
Willkommen und Abschied. (1771). Mignon (Kennst du das Land...). (1783). Mailied. (1771). Heidenröslein. (um 1771). Mahomets-Gesang. (1772/73). Prometheus. (1774). Ganymed. (1774). Wandrers Nachtlied. (1776). Ein Gleiches (Über allen Gipfeln...). (1780). Jägers Abendlied. (1775/76). An den Mond. (1778/1789). An Charlotte von Stein (Warum gabst du uns die tiefen Blicke...). (1776). Grenzen der Menschheit. (wohl 1781). Das Göttliche. (wohl 1783). Zueignung. (1784). Dauer im Wechsel. (1803). Eins und Alles. (1821). Gefunden. (1813). Selige Sehnsucht (Aus dem Diwan). (1814). Trilogie der Leidenschaft. (1823/24). Der Bräutigam. (wohl 1824). Dämmrung senkte sich von oben. (1827). Dem aufgehenden Vollmonde. (1828). Dornburg. September 1828. (1828).
Leseprobe
Willkommen und Abschied
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde!
Es war getan fast eh gedacht;
Der Abend wiegte schon die Erde,
Und an den Bergen hing die Nacht:
Schon stand im Nebelkleid die Eiche,
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah.
Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor,
Die Winde schwangen leise Flügel,
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer;
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!
Dich sah ich, und die milde Freude
Floß von dem süßen Blick auf mich;
Ganz war mein Herz an deiner Seite
Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter
Umgab das liebliche Gesicht,
Und Zärtlichkeit für mich - ihr Götter!
Ich hofft es, ich verdient es nicht!
Autoreninfo
Johann Wolfgang v. Goethe geboren am 28.8.1749 in Frankfurt a.M., gestorben am 22.3.1832 in Weimar. Jurastudium in Leipzig und Strassburg. Lebenslanges Wirken in Weimar. Reisen zum Rhein, nach der Schweiz, Italien und Böhmen. Frühe Erfolge mit den Sturm und Drang-Stücken "Götz" und "Werther", Gedichte (herrliche Liebeslyrik), Epen, Dramen ("Faust", "Tasso", "Iphigenie" u.v.a.), Autobiographien. Zeichner und Universalgelehrter: Botanik, Morphologie, Mineralogie, Optik. Theaterleiter und Staatsmann. Freundschaft und Korrespondenz mit den grössten Dichtern, Denkern und Forschern seiner Zeit (Schiller, Humboldt, Schelling...)