Produktbeschreibung
Nach dem Tod ihrer Mutter kommt Mary nach England auf das Schloss ihres
sonderbaren Onkels. Die geheimnisvollen Umstände, die das verwöhnte Mädchen
dort antrifft, krempeln sie völlig um. Heimlich findet sie Zugang zu dem
hinter hohen Efeumauern verborgenen Lieblingsgarten ihrer verstorbenen
Tante und baut sich dort eine eigene Welt auf. Als sie eines Nachts ihren
zehnjährigen Vetter in einem der hundert Zimmer des düsteren Hauses schreien
hört, fasst Mary einen wichtigen Entschluss...
Leseprobe
Keiner ist übriggeblieben
Als Mary Lennox in das Herrenhaus Misselthwaite geschickt wurde,
um dort bei ihrem Onkel zu leben, sagten alle Leute, einem so
unangenehm aussehenden Kind seien sie noch nie begegnet. Mary
hatte ein kleines, spitzes Gesicht und einen mageren Körper,
ihr Haar war dünn und sie sah närrisch aus. Ihre Haarfarbe
war gelb, und ihr Gesicht war gelb, weil sie in Indien geboren
und immerfort aus diesem oder jenem Grund krank gewesen war.
Ihr Vater hatte als englischer Regierungsbeamter in Indien gewohnt.
Er war fleißig, aber leider oft krank. Marys Mutter, die
eine große Schönheit gewesen war, hatte nichts anderes
im Sinn gehabt, als auf Gesellschaften zu gehen und sich dort
mit lustigen Leuten zu unterhalten.
Als Mary zur Welt kam, überließ sie das Kind einer
indischen Kinderfrau, einer Ayah. Man gab dieser zu verstehen,
das sie Mem Sahib, wie Marys Mutter genannt wurde, am besten gefallen
würde, wenn sie ihr den Anblick des Kindes nach Möglichkeit
ersparte. Darum wurde Mary, solange sie ein kränkliches,
mißgelauntes, häßliches Baby war, von ihrer Mutter
ferngehalten; und als aus ihr ein schwächliches, verzogenes,
tapsiges Ding geworden war, wurde sie immer noch ferngehalten.
Mary konnte sich nur an die dunklen Gesichter ihrer Ayah und
anderer eingeborener Dienstboten erinnern. Die Diener gehorchten
ihr stets. Aus Furcht davor, daß Mary schreien und dadurch
ihre Mutter stören könnte, taten sie ihr immer alles
zu Gefallen. So war Mary im Alter von sechs Jahren ein tyrannisches
und selbstsüchtiges kleines Geschöpf. Eine junge englische
Erzieherin, die ihr Lesen und Schreiben beibringen sollte, fand
das Kind so unausstehlich, das sie ihre Stellung nach drei Monaten
aufgab. Ihre Nachfolgerinnen verließen den Posten in noch
kürzerer Zeit.
Autoreninfo
Frances Hodgson Burnett wurde 1849 in Manchester, England, geboren. Sie wanderte mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach dem frühen Tod des Vaters 1865 nach Amerika aus. Dort begann sie, erst siebzehnjährig, zu schreiben, wobei sie die Motive ihrer Erzählungen aus dem Erlebnisbereich ihrer englischen Heimat schöpfte.