Produktbeschreibung
Der Roman erzählt das Schicksal der Familie Joad, die ihren Hof in Oklahoma
aufgeben muss und sich in einem schrottreifen Lastwagen auf den Weg nach
Kalifornien begibt. Mit den Eltern und den Kleinkindern Ruthie und Winfield
reisen die beiden Großeltern, ein Onkel, die Söhne Tom, Noah und Al, ihre
schwangere Schwester Rose of Sharon sowie deren Mann Connie. Ihnen schließt
sich der Wanderprediger Jim Casy an, in dessen Gestalt Steinbeck zu erkennen
ist. Im Mittelpunkt der Familie steht die in ihrem Optimismus durch nichts
zu erschütternde Mutter. Während sich der Vater immer mehr in seine Resignation
zurückzieht, übernimmt sie im Lauf der Fahrt die Führungsrolle. Unterstützung
erfährt sie von ihrem Sohn Tom, der bereits eine Haftstrafe wegen eines
im Affekt begangenen Mords verbüßt hat. Trotz aller Bemühungen der Mutter
bricht die Familie zusehends auseinander. Die Großeltern, welche die Trennung
von ihrer Heimat nicht verkraften, sterben noch während der Reise. Kurz
vor der kalifornischen Grenze verlässt Noah seine Eltern und Geschwister
und auch Connie macht sich aus dem Staub. In Kalifornien kämpfen die Joads
um einen Neuanfang, doch wird der Leser nicht mehr Zeuge seines Gelingens.
Von den einheimischen Arbeitern unerwünscht, werden sie wie Eindringlinge
behandelt und können sich mit schlecht bezahlten Gelegenheitsjobs gerade
vor dem Verhungern retten. Als Casy von Hilfstruppen der Landbesitzer erschlagen
wird, begeht Tom in seiner Rachsucht einen zweiten Mord und flieht. In
der Schlussszene lässt Rose von Sharon, die eine Totgeburt erlitten hat,
einen verhungernden Landstreicher an ihrer Brust trinken.
Zusammenfassung
In die von Staubstürmen und Mißernten bedrohte Landschaft
von Oklahoma dringt Anfang der dreißiger Jahre die Nachricht
vom Reichtum Kaliforniens. Die Depression und die neuen Agrartechniken
haben Tausenden von Landarbeitern und Farmpächtern den wirtschaftlichen
Zusammenbruch gebracht. Sie machen sich mit ihren Familien auf
den Weg, um durch die Arbeit in den kalifornischen Obstplantagen
eine neue Existenzgrundlage zu finden. Als der junge Tom Joad
aus dem Gefängnis zurückkommt, trifft er seine Familie,
Eltern, Großeltern und Geschwister reisefertig an. Der
Treck mit dem altersschwachen, überladenen Lastwagen wird
zu einer Strapaze, die Toms GroßeItern nicht überstehen.
Das Gelobte Land hält seine Versprechungen nicht. Die verzweifelten
Menschen müssen erleben, daß auch hier die Großgrundbesitzer
Hungerlöhne zahlen, auf verbrecherische Weise mit brachliegendem
Land spekulieren und mit der Polizei zusammenarbeiten, um jeden
Widerstand brutal zu unterdrücken. - John Steinbeck hat mit
diesem Buch seinen literarischen Ruhm begründet. Das Echo
in Amerika war gewaltig, als es erschien. Gegenschriften wurden
veröffentlicht, Politiker und Erzbischöfe verdammten
es, der Autor wurde als Volksverhetzer und Klassenkämpfer
verurteilt - und als Anwalt der Unterdrückten und Ausgebeuteten
gefeiert. Sein Roman, der auf ausführlichen Recherchen beruhte,
wurde zur Basis. von soziologischen Untersuchungen und zur Vorlage
für den gleichnamigen Film von John Ford. 1940 erhielt Steinbeck
dafür den Pulitzer-Preis.
Kritik
Mit diesem Werk prangert er eindrucksvoll die Zustände in den USA an und schaffte es, die sozialen Verhältnisse ein wenig zu verändern. Matthias Henkel Ruhr Nachrichten 20200617
Leseprobe
Über das rote Land und einen Teil des grauen Landes von Oklahoma
fiel sanft der letzte Regen; aber er drang nicht in die rissige
Erde ein. Die Pflüge kreuzten wieder und immer wieder die
kleinen Furchen der Bäche. Der letzte Regen ließ das
Korn und das Unkraut und das Gras am Rande der Straßen rasch
wachsen, und bald begannen das graue Land und das dunkelrote Land
unter einer grünen Decke zu verschwinden. Am Ende des Monats
Mai wurde der Himmel bleich, und die Wolken, die in dichten Ballen
den ganzen Frühling über herabgehangen hatten, lösten
sich auf. Die Sonne brannte hernieder auf das wachsende Korn,
Tag für Tag, bis die grünen Speere an den Rändern
braune Streifen bekamen. Wolken tauchten auf und verschwanden
wieder, und nach einer Weile kamen sie überhaupt nicht mehr.
Das Unkraut wurde dunkelgrün, um sich zu schützen, aber
es wucherte nicht mehr. Die Erde setzte eine Kruste an, eine dünne,
harte Kruste, und wie der Himmel bleich wurde, so wurde auch die
Erde bleich - blaßrot das rote Land und weiß das graue
Land.
In den Wasserrinnen trocknete die Erde zu Staub, zu trockenen
kleinen Strömen. Goffer und Ameisenlöwen setzten kleine
Lawinen in Bewegung. Und da die stechende Sonne Tag für Tag
herniederbrannte, blieb das Korn nicht mehr steif und aufrecht.
Erst beugte es sich nur ein wenig, und dann, als auch die starken
Mittelrippen ihre Kraft verloren, neigten sich die Blätter
ganz nach unten.
Dann kam der Juni, und die Sonne schien nun noch brennender. Die
braunen Streifen an den Getreideblättern verbreiterten sich
bis zu den Mittelrippen. Das Unkraut wurde welk und trocknete
ein. Die Luft war dünn und der Himmel noch bleicher, und
mit jedem Tag bleichte auch die Erde mehr.
Auf den Straßen, wo die Gespanne entlangzogen, wo die Räder
den Boden zermahlten, und die Hufe der Pferde den Boden zertraten,
brach die Schmutzkruste, und Staub bildete sich. Jedes sich bewegende
Ding hob den Staub in die Luft: bei einem Menschen hob er sich
bis zu den Hüften, bei einem Wagen bis über die Plane,
und ein Auto wirbelte eine mächtige Wolke hinter sich auf.
Es dauerte Lange, bis der Staub sich wieder gelegt hatte.
Autoreninfo
John Ernst Steinbeck, amerikanischer Erzähler deutsch-irischer Abstammung, geboren am 27. Februar 1902 in Salinas, wuchs in Kalifornien auf. 1918-24 Studium der Naturwissenschaften an der Stanford University, Gelegenheitsarbeiter, danach freier Schriftsteller in Los Gatos bei Monterey. Im Zweiten Weltkrieg Kriegsberichterstatter, 1962 Nobelpreis für Literatur, gestorben am 20. Dezember 1968 in New York.