Produktbeschreibung
Sylvia Beachs amerikanische Buchhandlung
in Paris war für ein Vierteljahrhundert literarischer Mittelpunkt der Stadt. Gertrude
Stein gehörte ebenso zu ihren Besucherinnen
wie Ezra Pound, Ernest Hemingway und
James Joyce. In ihren Erinnerungen entfaltet
die inspirierte und inspirierende Buchhändlerin eine anschauliche Kulturgeschichte zwischen den beiden Weltkriegen.
Kritik
"In Sylvia Beachs Erinnerungen hebt sie Gespräche und Kontakte hervor, die sie besonders beeindruckend fand und wirft hierbei ganz neues Licht auf Persönlichkeiten, über die man meint, schon alles gelesen zu haben."
Karla Paul, ARD-Buffet 15.07.2015
Leseprobe
» Wer ist eigentlich Sylvia?«
Mein Vater, Reverend Sylvester Woodbridge Beach, D. D., ein presbyterianischer
Geistlicher, war siebzehn Jahre lang Pastor der Ersten Presbyterianischen
Kirche in Princeton, New Jersey.
Nach einem in Munseys Magazin erschienenen Artikel über seltsame
Stammbäume amerikanischer Familien vererbte sich bei den
Woodbridges, den mütterlichen Vorfahren meines Vaters, der
geistliche Stand durch zwölf oder dreizehn Generationen vom
Vater auf den Sohn. Meine Schwester Holly schätzt die Wahrheit
über alles, so ging sie der Geschichte nach und nahm ihr
leider dabei einiges von ihrem Nimbus. Sie schraubte die Zahl
der Geistlichen auf neun herunter, und damit müssen wir uns
zufriedengeben.
Meine Mutter, eine Orbison, entsprang, wie irgendeine mythologische
Gestalt, einer Quelle. Das heißt, einer ihrer Vorfahren,
ein gewisser Captain James Harris, stöberte in seinem Hinterhof
herum, entdeckte eine ausgezeichnete Quelle und gründete
an dieser Stelle die Stadt in den Alleghenies, die den Namen Bellefonte
trägt. Mrs. Harris war es, die auf diesen Namen verfiel.
Mir gefällt aber die Geschichte besser, die meine Mutter
meist erzählte. Danach kam Lafayette herein, um sich einen
Trunk Wasser aus der Ouelle geben zu lassen, und rief »Belle
fontaine!« Es ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich,
daß ein Franzose ein Glas Wasser verlangte.
Mutter wurde nicht in ihrer Heimatstadt in den Bergen von Pennsylvanien
geboren, sondern in Rawalpindi in Pakistan, wo ihr Vater als Arzt
und Missionar wirkte. Großvater Orbison kehrte mit seiner
Familie nach Bellefonte zurück. Seine Witwe zog ihre vier
Kinder dort auf und verbrachte den Rest ihres Lebens in dieser
Stadt, in der sie fast ebenso verehrt wurde wie die berühmte
Quelle.
Meine Mutter erhielt ihre Ausbildung in Bellefonte Academy. Ihr
Lateinlehrer war ein hochgewachsener, hübscher junger Mann,
Sylvester Woodbridge Beach,...
Autoreninfo
Sylvia Beach
geboren 1887 in Baltimore, gestorben 1962 in Paris, gründete
1919 die Buchhandlung »Shakespeare and Company« in Paris,
die sie schließen mußte, als die Deutschen 1941 Paris
besetzten. Sylvia Beach wurde berühmt durch ihren verlegerischen
Wagemut, 1922 die erste Ausgabe von James Joyce Ulysses zu veröffentlichen.
Sylvia Beachs amerikanische Buchhandlung und Leihbücherei
in Paris war für ein Vierteljahrhundert Treffpunkt für
Dichter und Musiker, denen Paris und die lebendige Atmosphäre
um die Wahlpariserin zum geistigen Asyl und Mittelpunkt wurden.
In der 1919 eröffneten Bücherei fanden sich als Kunden
keine Geringeren als André Gide, André Maurois,
T. S. Eliot ein. »Die aufregende Pariser Periode der amerikanischen
Literaturgeschichte« dokumentierte sich an dieser Stätte
durch Kunden und Autoren wie Gertrude Stein, Ezra Pound, Sherwood
Anderson, Thornton Wilder, John Dos Passos und Ernest Hemingway.
Henry Miller und Thomas Wolfe waren unter den vielen, die bei
»Shakespeare and Company« Dichterlesungen abhielten.