Produktbeschreibung
Dies ist der Roman, der am dichtesten an den Vorkommnissen einer tatsächlichen Expedition bleibt: Fritz Mühlenweg war von Anfang an mit dabei, als der schwedische Ostasien-Forscher Sven Hedin im Frühjahr 1927 zu seiner letzten großen Expedition aufbrach. Von Peking aus sollte der Weg zunächst durch die Wüste Gobi nach Urumtschi gehen. Im Herbst geriet die Expedition mit über zweihundert Kamelen in Versorgungsschwierigkeiten. Sven Hedin betraute den 28-jährigen Deutschen, der sich in kritischen Situationen durch seine logistischen Fähigkeiten wie auch durch sein beherztes Handeln ausgezeichnet hatte, mit einer gefährlichen Sondermission. Mit dem Mongolen Pantje und dem Chinesen Tjang sollte er in der fernen Wüstenstadt Hami Proviant besorgen. Es war bekannt, daß marodierende Räuberbanden die Wüstenwege beobachteten. Aus diesem Abenteuer unweit der Seidenstraße, das er in seinen Expeditionstagebüchern festgehalten hatte, gestaltete Fritz Mühlenweg ein Vierteljahrhundert später seinen spannenden Roman.
Leseprobe
Erstes Kapitel
von dem Mongolen Pantje, von dem
Chinesen Tjang und von mir
»Was treibst du da?« fragte ich Pantje, obgleich ich
das gar nicht wissen wollte. Ich sah ja, was er machte. Aber
man kann nicht mit der Tür ins Haus fallen, auch bei den
Mongolen nicht.
Pantje antwortete: »Ich flicke das Küchenzelt.«
»Du solltest es lieber zerschneiden«, sagte ich, und
damit kam ich meinem Anliegen ein ziemliches Stück näher.
Doch Pantje merkte das nicht.
»Zerschneiden?« fragte er vorwurfsvoll. »Es ist
zerrissen, seit der große Sturm es umwarf, aber man kann
es flicken.«
»Vielleicht sollte man es kleiner machen«, schlug ich
vor, »so etwa, daß es gerade für drei Männer
reicht oder für vier. Mein Zelt muß ich nämlich
hier lassen.« »Willst du fort?« fragte Pantje,
und er stach die Nadel mit dem Zwirn in seine Fellhose. Dort
blieb sie stecken. Ich hielt das für ein gutes Zeichen.
Pantje beschäftigte sich mit meinem Wohlergehen und mit
dem, was ich allenfalls vorhatte. Er blickte mich an.
»Morgen abend verlasse ich euch«, sagte ich obenhin.
Ich tat, als ob gar nichts dabei wäre, mitten in der Wüste
Gobi von einer Karawane wegzugehen, wo man sein Essen und sein
Zuhause im Zelt hat und wo man immer in Gesellschaft ist, damit
man über das Wetter reden kann -und über den nächsten
Lagerplatz.
»So!« sagte Pantje, »so ist das!« Er nahm
die Nadel aus der Hose und fuhr mit Nähen fort. Er wollte
mir zeigen, daß auch er nichts dabei finde, wenn ich fortging.
Autoreninfo
Fritz Mühlenweg (1898-1961), aufgewachsen in Konstanz, gegen Ende des 1. Weltkriegs in französischer Kriegsgefangenschaft, aus der er sich wagemutig selbst befreite; Drogistenakademie, dann mehrere Jahre als Drogist tätig, bevor er aus dem elterlichen Geschäft ausbrach und als Angestellter der neu gegründeten ¯Luft Hansa® an der Mongolei-Expedition Sven Hedins teilnahm. Die Luft Hansa erkundete die klimatischen Bedingungen für diee Einrichtung einer Fluglinie Berlin-Peking. Zwischen 1927 und 1932 verbrachte Mühlenweg auf Forschungsreisen viele Monate in der Wüste Gobi. Zurückgekehrt nach Europa, begann er ein Maler-Studium in Wien, heiratete die österreichische Malerin Elisabeth Kopriva und lebte mit ihr und schließlich sieben gemeinsamen Kindern als freischaffender Maler in Allensbach am Bodensee. Während des (zwangsweisen) Zolldienstes im Zweiten Weltkrieg begann er, Gedichte aus dem chinesischen Shijing zu übersetzen. Unter schwierigen Bedingungen der Nachkriegsjahre setzte er sich daran, seine Erfahrungen aus der Mongolei in Erzählungen und Romane zu verwandeln.In den letzten Jahren seines Lebens machten ihn vor allem seine Bücher ¯In geheimer Mission durch die Wüste Gobi® und ¯Nuni® zu einem renommierten und geliebten Autor.