Produktbeschreibung
Die Erzählung führt vom Wilden Westen in den Orient: Ereignisse werden geschildert, in die Old Shatterhand nach dem Tode Winnetous verwickelt wurde; Abenteuer in der arabischen Wüste gilt es zu bestehen, und ein Wiedersehen Kara Ben Nemsis mit Hadschi Halef Omar erwartet den Leser. Die vorliegende Erzählung spielt Mitte der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Fortsetzung in Band 27 "Bei den Trümmern von Babylon". Die Bände 28 "Im Reiche des silbernen Löwen" und 29 "Das versteinerte Gebet" setzen die Handlung zum Teil weiter fort, stellen aber gleichzeitig einen autobiografischen Schlüsselroman dar, entstanden nach Mays Eindrücken seiner großen Orientreise 1899/1900. Der ursprl. Titel dieser ehemals vierbändigen Reiseerzählung lautete "Im Reiche des silbernen Löwen I-IV". Der Titel ist auch als ebook erhältlich.
Leseprobe
Die beiden Snuffles
Die meisten meiner Leser kennen Winnetou, den Häuptling der
Apatschen, den edelsten Indianer, den besten und treuesten Freund,
den ich gehabt habe. Sie wissen wohl auch, wie er gestorben ist.
Er erhielt im tiefen Krater des Hancock-Berges im Kampf gegen
die Sioux-Ogellalah eine Kugel in die Brust und verschied kurze
Zeit darauf in meinen Armen. Wir schafften seine Leiche in die
Gros-Ventre-Berge und begruben sie dort im Tal des Metsur-Flusses.
Mir blieb die traurige Pflicht, nach Süden zu reiten, um
den Apatschen zu melden, daß ihr oberster und berühmtester
Anführer nicht mehr am Leben sei.
Das war ein Ritt, an den ich noch heut am liebsten gar nicht denken
mag. Winnetous Tod hatte mich so tief ins Leben getroffen, daß
ich ein ganz anderer geworden war. Sonst immer heiter und voller
Vertrauen auf mich selbst, brachte ich es jetzt nicht zum leisesten
Lächeln, und aller Lebensmut hatte mich verlassen. Ich wollte
allein mit mir sein und mied die Menschen. Mußte ich auf
meinem einsamen, weiten Ritt in einem Fort oder einer Ansiedlung
vorsprechen, so tat ich es in kürzester Weise und machte
mich so schnell wie möglich wieder davon.
Freilich verhielten sich die Leute, mit denen ich da zusammentraf,
nicht so gegen mich, daß mir der Gedanke gekommen wäre,
länger bei ihnen zu verweilen. O nein, sie schenkten mir
im Gegenteil so wenig Beachtung, als wäre ich für sie
nicht vorhanden, und ich bekam, wenn ich weiterritt, kaum einen
Gruß zu hören. Der Grund davon lag in meiner äußeren
Erscheinung.
Ich war nämlich mit Winnetou zum Hancock-Berg geritten, um
eine Anzahl Settlers, die wir kannten, aus der Gefangenschaft
der Sioux-Ogellalah zu befreien. ...
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.