Produktbeschreibung
Durch das Land der Skipetaren folgen Kara Ben Nemsi und seine Gefährten den Spuren der Verbrecher. Dabei begegnen sie unversehens den beiden gefürchteten "Aladschy", gelangen zur "Schluchthütte", die ihnen zur Falle werden soll, und erleben eine ebenso dramatische wie lustige Episode im "Turm der alten Mutter". -- Die vorliegende Erzählung spielt in den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts. -- "Durch das Land der Skipetaren" ist Band 5 des sechsteiligen "Orientzyklus". Band 1 Durch die Wüste, Band 2 Durchs wilde Kurdistan, Band 3 Von Bagdad nach Stambul, Band 4 In den Schluchten des Balkan, Band 6 Der Schut - alle Bände als Buch, Hörbuch und ebook erhältlich!
Leseprobe
Entlarvt
Die türkische Rechtspflege hat bekanntlich ihre Eigentümlichkeiten,
sagen wir geradezu, ihre Schattenseiten, die um so deutlicher
hervortreten, je entlegener die Gegend ist, um die es sich handelt.
Wir hatten das schon am Nachmittag erfahren und waren entschlossen,
bei der Sitzung, der wir jetzt entgegengingen, in recht kräftiger
Weise aufzutreten.
Als wir zum "Gerichtsgebäude" aufbrachen, war die
Dämmerung eingetreten. Wir sahen unterwegs viele Menschen
stehen, die im Hof keinen Platz gefunden und sich hier aufgestellt
hatten, um uns wenigstens kommen zu sehen. Als wir im Hof ankamen,
wurde das Tor hinter uns verschlossen. Das war für uns kein
gutes Zeichen. Der Mübarek hatte seinen Einfluß aufgeboten,
und zwar, wie es schien, nicht ohne Erfolg.
Wir konnten kaum durch die Menge bis an den Platz des Verhörs
gelangen. Wo vorher nur ein Stuhl gestanden hatte, war jetzt noch
eine lange Bank aufgestellt. Das Gerät zur Bastonade lag
noch da. Man hatte Öl in die Gefäße gegossen,
Werg hineingetan und dieses angebrannt. Die Flammen ließen
alles in einem abenteuerlichen Licht erscheinen.
Die Herren vom Gericht waren im inneren des Hauses. Unsere Ankunft
wurde ihnen gemeldet. Die Saptijeler stellten sich so um uns auf,
daß sie den Weg zum Tor versperrten. Da es verschlossen
war, ließ sich dieses Verhalten der Polizisten doppelt bedenklich
für uns deuten. ...
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.