Produktbeschreibung
Am Rio de la Plata beginnt für den Erzähler das Südamerika-Abenteuer. In einem von Revolutionen zerrissenen Land bringt ihm seine Ähnlichkeit mit einem dortigen Parteigänger prompt erste Verwicklungen. Ein Geheimnis zieht ihn ins Landesinnere von Argentinien, wo er dem Revolutionär Lopez Jordan begegnet. Die vorliegende Erzählung spielt Anfang der 70er-Jahre des 19. Jahrhunderts. "Am Rio de la Plata" wird fortgesetzt in Band 13 "In den Kordilleren". Band 12 und 13 als Buch, Hörbuch und ebook erhältlich!
Leseprobe
Eine folgenschwere Verwechslung
Ein kalter Pampero strich über die meerbusenartige Mündung
des La Plata herüber und bewarf die Straßen von Montevideo
mit einem Gemisch von Sand, Staub und großen Regentropfen.
Man konnte nicht auf der Straße verweilen, und darum saß
ich in meinem Zimmer des Hotel Oriental und vertrieb mir die Zeit
mit einem Buch, dessen Inhalt sich auf das Land bezog, das ich
kennenlernen wollte. Es war in spanischer Sprache geschrieben,
und die Stelle, bei der ich mich soeben befand, würde in
deutscher Übersetzung ungefähr lauten:
"Die Bevölkerung von Uruguay und der argentinischen
Länder besteht aus Nachkommen der Spanier, aus einigen nicht
sehr zahlreichen Indianerstämmen und aus den Gauchos, die
zwar Mischlinge sind, sich aber trotzdem als Weiße betrachten
und auf die Rassezugehörigkeit sehr stolz sind. Sie vermählen
sich meist mit indianischen Frauen und tragen dadurch das Ihrige
dazu bei, die Bevölkerung des Landes wieder mehr und mehr
mit dem Blut der Ureinwohner zu durchmischen.
Der Gaucho hat in seiner Wesensart die wilde Entschlossenheit
und den unabhängigen Sinn dieser Ureinwohner und zeigt dabei
den Anstand, den Stolz, die edle Freimütigkeit und das vornehme,
gewandte Betragen des spanischen Caballero. Seine Neigungen ziehen
ihn zum Nomadenleben und zu abenteuerlichen Fahrten. Er ist ein
Feind jedes Zwanges, ein Verächter des Besitzes, den .er
beinahe als eine unnütze Last betrachtet. und ein Freund
glänzenden Tandes, den er sich mit großem Eifer verschafft,
aber auch ohne Bedauern wieder verliert. ...
Autoreninfo
Karl May (1842-1912) war das fünfte von 14 Kindern einer armen Weberfamilie aus Ernstthal/Sachsen. Vom Studium am Lehrerseminar wurde er zunächst ausgeschlossen, nachdem er Kerzenreste unterschlagen hatte. Später konnte er die Ausbildung fortsetzen, arbeitete nur 14 Tage in seinem Beruf, bevor er wieder des Diebstahls bezichtigt und von der Liste der Kandidaten gestrichen wurde. Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei wurde er in den Jahren darauf immer wieder verhaftet und monatelang festgesetzt. Die Jahre zwischen 1870 und 1874 verbrachte er im Zuchthaus Waldheim. Erst viele Jahre nach dem Erscheinen des akribisch recherchierten Orientzyklus reiste Karl May tatsächlich in den Orient. Karl May war lange Zeit einer der meistgelesenen deutschen Schriftsteller. Er starb1912 in Radebeul.