Produktbeschreibung
Fünf Jahre ist Kalle, als er seine Eltern verliert. Erst kann er es gar
nicht begreifen. Seine Oma nimmt ihn zu sich. Da merkt Kalle, dass alles
ganz anders ist als früher mit Vater und Mutter. Oma ist prima, aber -
alt! Und Oma denkt: Hoffentlich kann ich den Jungen richtig erziehen -
in meinem Alter! Sie erzählt Kalle von >damals<, als alles ganz anders
war. Sie machen zusammen eine Reise und haben viel Spaß miteinander. Kalle
ist zehn, als Oma krank wird. Da zeigt sich, daß auch sie ihn braucht.
Kritik
"Ein vorbildliches Buch über das Zusammenleben von zwei völlig verschiedenen Generationen." Deutsche Lesegesellschaft "Für Schmus ist in dieser trockenen Liebeserklärung an die Großmutter kein Platz." Hannoversche Allgemeine
Leseprobe
Wie Kalle zu Oma kam
Mit siebenundsechzig Jahren ist man alt, behaupten die Leute.
Oma bestreitet das. Sie sagt immer - und das sagen eine Menge
alter Leute -, man ist so jung, wie man sich fühlt.
Oma fühlte sich ziemlich jung. Sie sagte auch, ich bin außen
ein altes Weib und innen drin ein Mädchen. Wer sie gut kannte,
glaubte ihr das. Oma hatte nicht viel Geld, schimpfte manchmal
über die kleine Rente und über ihren verstorbenen Mann,
der auch keine Größe gewesen sei, doch sie lachte lieber,
als daß sie schimpfte. Und sie verstand sich einzurichten.
Ihre Wohnung in München war klein und fast so alt wie sie.
Die Couch war schon ein paarmal unter zu schweren Gästen
zusammengekracht. Der Ölofen war der einzige neue Gegenstand,
und mit ihm kam sie nicht zurecht. Sie fürchtete, eines
Tages mit ihm in die Luft zu fliegen. Wenn er anfing zu blubbern,
redete sie auf ihn ein, als wäre er ein störrischer
Esel. Sie redete überhaupt gern mit sich selbst und mit
den Sachen, die um sie herum waren. Daran mußten sich Leute,
die sie nicht gut kannten, erst gewöhnen. Denn selbst in
Unterhaltungen fing sie manchmal an, mit sich selber zu reden,
und wenn der andere sie dann erstaunt ansah, schüttelte sie
bloß den Kopf, ihn hatte sie ja gar nicht gemeint.
Autoreninfo
Peter Härtling, geboren am 13. November 1933 in Chemnitz, Gymnasium in Nürtingen bis 1952. Danach journalistische Tätigkeit; von 1955 bis 1962 Redakteur bei der "Deutschen Zeitung", von 1962 bis 1970 Mitherausgeber der Zeitschrift "Der Monat", von 1967 bis 1968 Cheflektor und danach bis Ende 1973 Geschäftsführer des S. Fischer Verlages. Seit Anfang 1974 lebt er als freier Schriftsteller in der Nähe von Frankfurt. 1992 wurde der Autor mit dem Lion-Feuchtwanger-Preis ausgezeichnet. 1995 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz, 2001 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises.